Aus einer der
stabilsten chemischen Verbindungen – dem CO2 – wieder einen Rohstoff herzustellen,
ist eine vornehme Aufgabe, die sowohl Chemiker als auch Mitwelt-Schützer
begeistert. Reaktionen und Prozesse zu finden, die aus dem Klimagas eine
Kohlenstoffsenke macht, würde uns bei der Suche nach Lösungen vielleicht etwas
Zeit verschaffen. Die Ziele des Projektes sind allerdings einfacher:
Umsatzpotentiale ausschöpfen und Wachstum generieren.
Mit der
Nominierung des Projektes zum Deutschen Zukunftspreis ist
öffentlichkeitswirksam und ehrenvoll die Innovationskraft der Industrie
darstellbar, in diesem Fall der Firma Covestro
(bis 2015 Bayer). 2016 Mitbegründerin des ‚Carbon Productivity Consortium‘ (link, leider ‚http‘, nicht sicher!)
ist es das Ziel von Covestro, den Nutzen des eingesetzten Kohlenstoffs (Return
of Carbon Employed, ROCE) zu steigern und als wertvolle Ressource zu betrachten:
„Durch eine bedachtere Nutzung von Kohlenstoffquellen können wir globale
Herausforderungen wie die Ressourcenknappheit und den durch die Menge an Kohlenstoff
in Form von CO2 in unserer Atmosphäre verursachten Klimawandel angehen.“ Als
Beispiel der Kohlenstoffproduktivität in der Praxis wird die „Matratzenproduktion
mit Cardyon CO2 Polyol – Rückkopplung von Kohlenstoff aus fossilen Brennstoffen
zu abgeschiedenem Kohlendioxid“ angegeben. Diese Projekt geht zurück auf eine
seit 2011 betriebenen Pilotanlage der Firma Bayer.
Weltweit
arbeiten Firmen und Institute daran, CO2 zurückzuführen und als Rohstoff zu
verwenden. So ist z.B. ein Preisträger des Innovationswettbewerbs zur „besten
Kohlendioxid-Nutzung 2019 [Nova-Institut (link,
leider ‚http‘, nicht sicher),Sponsor: Covestro] die norwegischen Firma Nordic
Blue Crude, die aus CO2, Wasser und erneuerbarer Energie synthetisches Rohöl
produziert (siehe dazu auch: ‚warum
die Industrie an E-Fuels glaubt‘).
Nach dem Motto „Die
Welt lebenswerter machen“ setzt Covestro weiterhin auf den wachsenden Markt der
Kunststoffe, nur eben auf der Basis eines anderen Rohstoffes. Als wenn wir
immer noch mehr Kunststoffe gebrauchen, übrigens: weltweit werden lediglich 2 %
des produzierten Kunststoff-Verpackungsmaterials im Kreislauf geführt (siehe ‚TheNewPlasticsEconomy‘,
page 27), und die jährlich produzierte Masse des Kunststoffes übertrifft
bereits die Masse der lebenden Menschen.
Wie sagte doch der GF des Nova-Institutes auf der „Conference on Carbon Dioxide as Feedstock for Chemistry and Polymers“ im Oktober 2012: „Die stoffliche CO2-Nutzung kann das Klimaproblem aber nicht lösen“ hinterlegt mit einem Beispiel: „Hätte die chemische Industrie der EU im Jahr 2009 statt Erdöl CO2 als Kohlenstoffquelle genutzt, hätte sie 233 Mio. t CO2 benötigt. Das entspricht knapp mehr als 5 % der gesamten CO2-Emissionen der EU. ‚Das ist aber mindestens doppelt so viel, wie die chemische Industrie selber an CO2 emittiert‘, ergänzt Carus. Die Chemieindustrie könne also theoretisch eine Senke für das Klimagas werden – wenn die benötigte Energie aus erneuerbaren Quellen stammt.“ (link).
Nehmen wir und etwas Zeit, die Wachstumsziele zu überdenken und mit den innovativen Lösungen eine Gemeinwohl-Kreislaufwirtschaft aufzubauen.
Von der Hannover Messe bin ich immer wieder beeindruckt, allein von dem Potential, das in mehr als 6,5 Mio. Geschäftskontakten liegt (link). Bei meinem Besuch habe ich allerdings nicht gefunden, dass es eine einigermaßen geordnete Definition für das Versprechen „Die Transformation der Industrie erlebbar machen“ gab. Allein den Einsatz von KI, 5G, Leichtbau und die Zukunft der Arbeit in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung als wesentliche Größen des Transformationsprozesses zu sehen, greift nicht nur zu kurz, sondern lässt sowohl die Richtung des Prozesses als auch die Art und Weise der Transformation im Nebel. Die Transformation, die sicht- und erlebbar war, heißt Effizienz, Wachstum, Wirtschaftlichkeit und Bioökonomie. Einige wenige Ausnahmen habe ich gefunden, bei denen Produktentwicklung und Geschäftsmodell auf den Konzepten der Öko-Effektivität und der Kreislaufwirtschaft basieren. Nimmt man dann noch den Anspruch der Bundesregierung ernst, „eine verantwortungsvolle und gemeinwohlorientierte Entwicklung und Nutzung von KI sicherzustellen“ (link), müsste eigentlich der Gemeinwohlgedanke auf jedem Stand präsent sein; leider war das nicht der Fall. Immerhin ließen sich vereinzelt die SDGs (link) diskutieren, Ansätze für die konkrete Umsetzung waren erfreulicherweise Thema auf den Ständen der Universitäten, Hochschulen und Instituten.
Beim Rundgang und bei den Diskussionen auf den besuchten Ständen
habe ich mich zunehmend gefragt, ob mein Anspruch zu hoch gegriffen ist (bei
dem Potential dieser Messe), mir eine andere Wirklichkeit vorzustellen und wie
es möglich sein könnte, das Experiment zu beenden, mit dem herausgefunden
werden soll, ob man auf einer endlichen Welt unendlich expandieren kann? (link) Es sollte
doch möglich sein, auf der Hannover Messe Ansätze für eine Transformation in
eine nachhaltige, öko-effiziente Kreislaufwirtschaft zu finden? Oder geht es
einfach nur darum, wer den größten Einfluss hat, am lautesten in den Medien
ist, die beste Optimierung seines digitalen Auftritts hat?
Mit dieser Fragestellung traf ich auf den Stand der ABAKUS Internet Marketing GmbH (link). Und
beim Webseiten-Check war sofort klar, meine Webseite ist nicht optimiert, mein Ranking
ist nicht nennenswert und ich bin somit im Netz praktisch nicht sichtbar.
Welchen Sinn aber hat dann eine Webseite?
Praktische und für meine Fragestellung interessante Ansätze
habe ich bei den folgenden Ausstellern gefunden (eine kleine Auswahl):
EXXENTIS,
poröses Aluminium: Offenporiger Schaum mit definierten Porengrößen mit einem
breiten Anwendungsspektrum (z.B. Filtration, Dämpfung, Leichtbau). Eine
Technologie, die auch für andere Metalle anwendbar scheint.
PROFIBUS Nutzerorganisation e.V.: Die
Industrielle Kommunikation ist ein Treiber der Digitalisierung in der
Industrie. Protokolle wie PROFIBUS oder PROFINET ermöglichten eine effiziente
Modularisierung von Anlagen. Durch Industrie 4.0 kommen neue Anforderungen und
die Kommunikationssysteme müssen weiterentwickelt werden. An konkreten Use
Cases wurde gezeigt, wie PROFINET im Zusammenspiel mit OPC UA and eCl@ss
Teilmodelle der Verwaltungsschale umsetzen kann.
Hochschule Hannover, Institut
für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe: Forschungsschwerpunkte sind
die Entwicklung, Verarbeitung und industrielle Nutzung von Biokunststoffen und
Bioverbundwerkstoffen. Sowohl bei thermoplastischen als auch duroplastischen
biobasierten Verbundwerkstoffen wird u. a. an Materialentwicklungen sowie der
Adaption der Werkstoffe an die bestehenden Verarbeitungsprozesse geforscht.
Weiterer Schwerpunkt: Charakterisierung der am Markt verfügbaren Biowerkstoffe,
Erfassung des Biokunststoffmarktes und Entwicklung frei zugänglicher
Datenbanken (flyer).
Nager IT e.V.: Nager IT e.V. ist ein
gemeinnütziger Verein, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die Arbeitsbedingungen
in der Elektronikindustrie zu verbessern. Mit der Produktion der fairen
Computermaus möchte er den Grundstein legen für eine alternative, nämlich
menschenwürdige und nachhaltige Produktionsweise von Computer, Handys, Mäusen
und Co. Ein ambitioniertes und richtungsweisendes Projekt mit einem
Bildungsangebot, um das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in der globalen
Produktionskette der Elektronikindustrie zu steigern (workshops).
Salzgitter
AG: Seit 1858 steht der Salzgitter-Konzern für innovative und nachhaltige
Erzeugung von Stahl und Technologieprodukten. Projekte wie „Wind H2 –
Initiative zur regenerativen H2-Erzeugung für die CO2-arme Stahlerzeugung“ und „SALCOS®
– Salzgitter Initiative zur CO2-Reduzierung bei der Stahlherstellung der Zukunft“
sind Leuchttürme auf dem Weg zur nachhaltigen Stahlherstellung mit Sonne.
Universität Kiel: Spannende,
zukunftsweisende Projekte, z.B. „biotechnologisches Screening von Mikroalgen“ (link).
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe FNR: Eine der Möglichkeiten, die Sonne nachhaltig und nicht nur effizient, sondern auch effektiv zu nutzen. Vermisst habe ich die Möglichkeit, mit der HTC-Technologie nicht nur den Boden zu verbessern, sondern eine Kohlenstoffsenke zu schaffen. Ein Ergebnis aus nachwachsenden Rohstoffen, das als ausgestelltes Demonstrationsobjekt zu besichtigen war, verwies „mit Bioverbundwerkstoffen in die automobile Zukunft, erprobt im schnellsten Testlabor der Welt“ (flyer). Gebrauchen wir das wirklich für die Transformation?
BonaRes-Zentrum für Bodenforschung:
„Die Fruchtbarkeit unserer Böden ist das entscheidende Fundament
für eine nachhaltige
Pflanzenproduktion und damit die Grundlage vieler bioökonomischer
Wertschöpfungsketten. Im Sinne der Nachhaltigkeit müssen Böden nicht nur
marktfähige Erträge hervorbringen, sondern darüber hinaus auch vielfältige
Ökosystemleistungen gewährleisten. Dazu gehören die Speicherung von Wasser und
Kohlenstoff , die Filterwirkung für sauberes Grundwasser sowie die
Aufrechthaltung der Nährstoffkreisläufe und der biologischen Vielfalt.“ Gut ist
die Vielfalt der Projekte und Förderprogramme (link), die Industrialisierung und Vermarktung
dieser Lebensgrundlage geht dabei allerdings massiv voran. Vermisst habe ich (ebenso
bei FNR) die Möglichkeit, mit der HTC-Technologie nicht nur den Boden zu
verbessern, sondern eine Kohlenstoffsenke zu schaffen; dabei wird sie bereits
praktisch eingesetzt (z.B. link).
Es bleibt die Frage: schaffen wir eine Transformation oder sind
die Strukturen (auch einer KI) so übermächtig, dass wir einfach weiter so den
Klimawandel anheizen? Wenn weitere Firmen auf dem Weg der Transformation zu
einer nachhaltigen, öko-effektiven Entwicklung sind, würde ich mich über eine
kurze Info freuen.
Die Gemeinwohl-Ökonomie Hamburg organisiert in Zusammenarbeit mit der Norddeutschen Stiftung für Umwelt und Entwicklung, der Altonale und anderen Kooperationspartnern eine Reihe von verschiedenen Veranstaltungen zu brandaktuellen Themen des ethischen Wirtschaftens.
FREITAG , 14. S EPTEMBER 2018 | 10 – 12.30 U HR
UNIVERSITÄT HAMBURG , VON-MELLE-PARK 8, RAUM 005
Der wachsende Rohstoffhunger der Elektroindustrie und Menschenrechtsverletzungen in der Zulieferkette sind Anlass, nach Ansätzen für eine sozial-ökologisch-verträgliche Beschaffung im IT-Bereich zu suchen und Stellschrauben für Verbesserungen zu identifizieren. Diese Ansätze können durch die öffentliche Hand wirksam unterstützt werden, indem sie bei ihrer Beschaffung darauf achtet, dass soziale Mindeststandards und Menschenrechte eingehalten werden. Bei der Eröffnung der Fairen Woche Hamburg berichten und diskutieren Vertreter_Innen aus Produktion, Einkauf und Zivilgesellschaft: Weed e.V. gibt einen branchenweiten Überblick über Hot-Spots in der Lieferkette und zukunftsorientierte Handlungsansätze. Dataport – Dienstleister der öffentlichen Verwaltung für sechs Bundesländer – wird Ansätze für Verwaltung und Bieter vorstellen. Der Hersteller Nager IT und die Verwaltung Niedersachsen berichten über „Faire Mäuse“ in der Praxis.
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